Der Chor sitzt im Probenraum und blickt wie so oft nicht auf Frau Fischer. Diesmal fixieren sie jedoch einen einheitlichen Punkt. Eine Leinwand an einer Seite der Wand. Kein Singen, sondern Fußball gucken ist an der Tagesordnung. Der Anstoß wurde verpasst, da Führungspersönlichkeiten unverständlicher Weise ein Konzert als wichtiger erachteten und auch nicht alle Chormitglieder wollten diesem Großereignis beiwohnen, doch eine kleine begeisterte Gruppe hat zusammengefunden. Der kroatische Fanblock mit zwei Dritteln der Zuschauer auf einer Seite, der zahlenmäßig unterlegene französische Fanblock auf der anderen. Diese hatten sich nach kurzen Irritationen gebildet, da eigentlich ein Spiel mit Italien gegen Deutschland erwartet worden war.
Es beginnt ein spannendes hin und her, abwechselnder Jubel aus den Fanreihen. 18. Minute ein Tor für Frankreich, 28. Minute eines für Kroatien, 38. Minute wieder Frankreich. Es folgt die Halbzeitpause, in der alle Fußballbegeisterten ihr Abendbrot hinunter schlingen und ernten dafür von allen außenstehenden irritierte Blicke. Der Ausnahmezustand wurde ausgerufen und die Tischordnungen aufgehoben um ein pünktliches weiter schauen zu ermöglichen. Die zweite Halbzeit beginnt mit einer herben Enttäuschung für die kroatischen Fans. Kein Tor in der 48. Minute. Die Franzosen hingegen lassen ihre Chance nicht ungenutzt. 58 Minuten und ein paar Sekunden: das nächste Tor, kurz gefolgt von einem weiteren. 4:1 für Frankreich und ihre Fans im Chor sind hellauf begeistert. Auf der anderen Seite des Probenraumes hingegen ist es etwas ruhiger geworden. Mit dem Tor nach 68 Minuten und ein paar weiteren Sekunden wallt im kroatischen Fanblock erneut Hoffnung auf, doch mit zwei Toren im Rückstand verlieren sie schließlich doch und das obwohl sich Frau Fischer zu ihnen bekannte. Alles endet mit dem Abpfiff und einem anerkennenden Applaus, schließlich hat uns Frankreich in noch keinem Wettbewerb besiegt.