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Was lange währt…bekommt eine Ende – Eindrücke zum „Tag der offenen Tür“ im Theater Erfurt

Ein sonnig kalter Sonntag Anfang Oktober. Stille liegt über dem Mainzerhofplatz. Plötzlich öffnet sich das Haupteingangsportal des Theaters, ein reges Treiben wird bemerkbar. Seit den Morgenstunden sind überall im Haus die Aufbauarbeiten zum Tag der offenen Tür im vollen Gange.

Ab 13 Uhr präsentiert sich das Theater in seiner ganzen Vielfalt musischen, künstlerischen und technischen Handwerks. Opern- und Opernchorsänger geben durch eine öffentliche Probe Einblicke in ihre musikalischen Aktivitäten. Ebenso spannend ist die Licht-,Ton- und Bewegungsshow, die die wichtigen, aber sonst für den Zuschauer verborgenen Arbeiten der schwarzgekleideten Männer neben, hinter, über und unter der Bühne vor, während und nach den Vorstellungen offenbart. Die Werkstätten laden im unteren Parkettbereich zu Kostümanproben und Hutbasteleien ein, während die Maske daneben das beliebte Kinderschminken veranstaltet. Doch das ist noch lange nicht das gesamte Ausmaß an interaktiven Handlungen, welche den Besuchern heute offenstehen. Dank tatkräftiger Mithilfe seitens Frau Langer, Frau Samaan und einigen freiwilligen Helfern zeigt sich im linken oberen Parkett auf zwei Tischen in großer und bunter Vielfalt die Arbeit unseres Chores. Inszenierungsplakate, Chortagebücher, Tourneegeburtstagsgeschenke wie Memory und (Kaffee)Becher, und nicht zu vergessen: Die Chor-T-Shirts. Besonderes Interesse erweckt ein Quiz, welches, nach dem Einblick in die Welt des Chorsingens, als eine Art „Festigung des neuerworbenen Wissens über Chorliteratur und innerchorliche Traditionen“ dient.

Wer jedoch glaubt, dass theoretisches Wissen allein reicht, um die Liebe zum Singen nachvollziehen zu können, wird eines besseren belehrt. Als Höhepunkt folgt nach der Darstellung die Ausführung. Was das bedeutet? Ganz einfach: Selber aktiv werden! In zwei öffentlichen „Hänsel“ Proben wird das Publikum von Frau Fischer zum Mitmachen animiert. Von Konzentrationsübungen durch „Hejo“ mit Choreografie bis hin zum Konsonantentraining an Auszügen wie „Die Hexerei ist nun vorbei […] Habt Dank euer Leben lang“ ist alles dabei, was Bühnenpräsenz und Gesang vereint. Es entsteht sozusagen der Superlativ des Laienchorsingens.

Ein weiterer Höhepunkt erfolgt durch die Vergabe des alljährlichen Zuschauerpreises, welcher, wie von vielen erwartet, nach kurzem Tamtam durch Ansprachen und Händeschütteln an „La Bohème“ verliehen wird. Nicht nur für das Theater, sondern auch für uns eine erfreuliche Nachricht. Unser Anpreisen von Kokosmilch scheint erfolgreich erhört wurden zu sein.

Nach fast sechs Stunden des Flanierens, Singens und Theaterentdeckens beruhigt sich das Geschehen langsam. Kurz nach 18 Uhr, dem offiziellen Ende, verlassen die letzten Besucher die „heiligen Hallen“. Der Um- und Abbau und damit auch das Zusammenpacken unserer verewigten, kleinen Welt stellt die letzte Aktivität an diesem erlebnisreichen Tag dar. Danach kehrt schlussendlich Ruhe im gesamten Haus und unseren Gemütern ein. Einzig von dem Springbrunnen des Theatervorplatzes lässt sich ein gleichmäßiges Plätschern vernehmen.