Vom Chor zur Fotoattraktion in Nanjing

Nach einer knapp fünfstündigen Busfahrt inklusive Besuch einer authentischen ostchinesischen Autobahnraststätte (an dieser Stelle danke an die Eltern, die uns den Tipp gaben, eigenes Toilettenpapier mitzunehmen), kamen wir heute Mittag in Nanjing an. Auf den ersten Blick wird die ehemalige Hauptstadt Chinas schon auf der Fahrt zum Hotel älter als Shanghai. Besonders fielen uns viele Tore und Tempelanlagen auf.

Eine davon haben wir dann am Nachmittag auch besucht. Dort war auch endlich Zeit, Postkarten und Mitbringsel für die Zuhausegebliebenen zu kaufen oder chinesisches Streetfood auszuprobieren.

Während unserer eigenen obligatorischen Fotoaktion dauerte es nicht lange, bis wir von chinesischen Tourist_innen entdeckt wurden und so plötzlich selbst beliebtes Fotomotiv waren.

Der erste (und letzte) volle Tag in Shanghai

Heute, an unserem ersten vollen Tag in Shanghai, stand auch schon das erste Konzert an.

Wir durften uns beim Preisträger_innenkonzert des Vorangegangenen Wettbewerbes mit einem kurzen eigenen Teil präsentieren.

Dafür fuhren wir schon am Vormittag in eine Art Konferenzhalle, um dort zu proben, zu warten, zu essen, zu proben, wieder zu warten und schlussendlich dann abends beim Konzert dabei zu sein. In der Wartezeit hatten wir die Möglichkeit, den anderen Chören zuzusehen und – zuhören, was teilweise sehr beeindruckend war. Neben russischem Männerchor, philippinischem Jugendchor, chinesischem Lehrerinnenchor und simbabwischem Show-Chor waren sogar ehemalige Mitglieder der King’s Singers dabei.

Nach dem Konzert ging es schnell zurück ins Hotel und ins Bett, denn morgen geht die Reise weiter nach Nanjing.

Angekommen

Pünktlich um 9:55 Uhr Ortszeit (3:55 Uhr in Deutschland und exakt 18 Stunden nach dem Reisestart in Weimar) sind wir und alle unsere Koffer gut, wenn auch nicht ganz ausgeschlafen, in Shanghai gelandet und haben auch die Einreisekontrolle erfolgreich bestanden.

Jetzt gibt es im Hotel Mittagessen („German Sausage Burger“, natürlich), bevor wir zur Bekämpfung des Jetlags zu einem Spaziergang durch die Nachbarschaft aufbrechen.

Ein kleiner, aber feiner Nachgeschmack Was nach einem Jahrzehnt im Chor bleibt

Diese Gedanken sollten schon längst in Worte gefasst werden, doch wie das immer so ist, kommt es anders als man es plant. Nun so kurz vor Weihnachten kommt einen dann aber doch die Sentimentalität besuchen und die ganzen schönen Geschichten kommen wieder hoch.

Als ich vor über vier Monaten in den Flieger nach Costa Rica stieg, wusste ich nicht was mich erwartete und vielleicht war das auch ganz gut so. Denn so ein Freiwilligendienst am anderen Ende der Welt, bringt einen doch manchmal an seine Grenzen. Aber dessen war ich mir bewusst und habe mich ebenso bewusst dafür entschieden, eben nicht einfach in der Gegend zu bleiben und irgendetwas anfangen zu studieren. Ich ließ zwei Familien zurück. Meine wunderbare leibliche und meine zusätzliche Wahlfamilie, den Chor.

Eigentlich war schon immer klar, dass ich wohl irgendwann mal bei Frau Fischer vor der Tür stehen würde. Wenn der Bruder schon seit einer gefühlten Ewigkeit dabei ist, ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die kleine Schwester es nicht wenigstens mal versucht. Zur ersten Chorprobe musste mich noch mein Kuscheltier begleiten und obwohl ich schon einige kannte, fühlte ich mich von den anderen großen Kinderchorkindern ein wenig eingeschüchtert, Blut leckte ich aber dennoch. Die zweimal wöchentlichen Proben wurden zum Highlight, nicht nur in gefühlt sämtlichen
Sprachen des Erdballs zu singen, auch die Schneeballschlachten, das ausgiebige Chormappen-Verzieren mit kleinen Sternen,  Emojis oder gar Kriegsflotten und die schnell gefundenen neuen Freunde waren wunderbar.
Ich muss wohl in der Schule ständig vom Chor gefaselt haben, denn schnell wurde es zum Running-Gag: „Die Helena und ihr Chor schon wieder“ Aber es gab ja auch so viel zu erzählen.

Vom Gefühl, dass erste Mal bei Hänsel und Gretel auf der Bühne zu stehen, den Geruch von Nebel in der Nase, die klebrigen Reste von schmelzenden Lebkuchen an den Händen und dem großen Problem, sich als kleiner Engel aus Versehen auf einen Zweig zu knien, aber doch bitte andächtig stillhalten zu sollen. Geschafft habe ich das natürlich nicht und ging als Wackelengel in die Geschichte ein.

Oder wie Mefistofele durch die vielen Menschen, den atemverschlagenden Nebel, die langen Plastikkostüme und den Gangster-Masken zum kräftezehrenden Ausdauertraining wurde, Man aber in den Pausen wunderbar Zeit hatte Hotellandschaften zu erschaffen und die anderen im Lügenmaxchen zu besiegen. Die vielleicht eigentlich  wichtigeren Hausaufgaben zu machen, wurde da definitiv uninteressant.

Die Probenwochenenden im verschneiten oder sommerlichen Dörnfeld. Das erste Mal noch mit üblem Heimweh, doch danach schon zweites Zuhause. Die Nummer 7 mit der Sofaecke Stammquartier. Jedes Mal wieder galt es die unterschiedlichsten Herausforderungen zu meistern:

die Seilbahn mit den meisten Personen zu befüllen


der Verlockung zu widerstehen in den Pool zu springen


auch ohne adäquaten Tischtennisschläger einmal das Match zu gewinnen


bei Werwolf nicht schon wieder als Dorfbewohner zu enden


endlich mal einen innovativen Chortagebucheintrag zu schreiben ohne immer das gleiche zu erzählen


beim gemeinsamen Tanzen nicht nur die alt bewährten Tanzschritten zu rekapitulieren, sondern auch die neuen akkurat auszuführen


während der Probenzeit den Nachbarn im TicTacToe zu besiegen oder noch schnell das Paar Socken für Tante Hilde zu Ende zu stricken (Auf diese Ideen kamen wir natürlich nie, wir waren immer brav und haben uns voll auf die Proben der Chefin konzentriert.)


die Butterkekse mit Hagelslag und der jeweilig im Betreuterzimmer vorhanden
Süßigkeitenvariation zu beladen und in den Mund zu schieben


beim legendären Abschiedsessen so viele Pommes wie möglich in den Mund zu stopfen.


Eigentlich blieben die Herausforderungen in den 10 Jahren gleich, nur dass sich die Challenge vom korrekten Bettenbeziehen in „Hilfe-diese-fetten-Augenringe-waren-doch-gestern-noch-nicht-da“ am Morgen danach vor dem, plötzlich viel zu tief hängenden, Spiegel verwandelten.

Außerdem waren da die traumhaften Sommer-Tourneen. Zuerst in den Norden hinter Stefan Phillippi die Dünen entlangstapfend und Käse probierend, dann in den Süden Stefan Phillippi auf Alpengipfel folgend und immer noch Käse probierend. Nebenbei eine Emotionen-Achterbahn entlang zu fahren. So viele pubertierende Jugendliche auf einem Haufen zu haben birgt eben doch immer wieder ein Gefühlschaos, das Tief danach vorprogrammiert. Ich ziehe den Hut vor all den lieben Betreuern, die sich nicht nur um unsere kleinen und großen physischen Wehwehchen, sondern auch unsere anderen Probleme immer wieder mit offenen Ohren angehört haben. Sodass abends immer ein strahlendes Konzert gesungen werden konnte, ob im Rosengarten, zwischen Weinreben, hitzestauenden Gewächshäusern, schunkelnd auf einem Boot oder ganz klassisch in wunderschönen Kirchen. Mir fehlt es hier sehr gemeinsam Musik zu machen, die Töne zum strahlen zu bringen. Wie wunderbar ist es so lange auf einen Moment hinzuarbeiten, die Perfektion in die Höhe zu treiben und dann beim Applaus in lächelnde oder von Glückstränen nasse Gesichter zu blicken.

Dankbar bin ich auch besonders für die Möglichkeit gehabt zu haben Ansagen machen zu dürfen. Als ich mich damals dafür meldete, war mir klar, dass es mir schwer fällt vor Leuten zu reden. Doch wenigstens das Schreiben fiel mir leicht. Eine Gabe, die ich hier auf dem Blog auch mehr durch Zufall als kleinegroße Liebe entdeckt habe und nun auch auf meinem eigenen Blog weiterführe. Beim ersten Mal bei einem der Weihnachtskonzerte hatten wir nicht mal ein Mikrofon, zitternd vor Kälte und vor Aufregung las ich den Text hinunter. Auch wenn es nie zu meinen  allerliebsten Lieblingstätigkeiten gehören wird, vor vielen Leuten zu reden, so hat es eigentlich doch richtig Spaß gemacht. Der erhöhte Adrenalinkick, weil kurz vorher das Programm geändert wurde und ich mit meinen „grandiosen“ Kenntnissen von französischer Aussprache natürlich ganz durch Zufall dieses eine französische Stück im Programm ansagen durfte, hat fast Suchtfaktor.

Mein Kopf ist voll von kleinen Geschichten und Bildern, die diese Gruppe von Menschen für mich so besonders machen, sie alle zu erzählen wäre wohl zu viel erwartet. Doch sicher ist, dass dies die kleinen Puzzelteile sind, die sich zu dem Menschen zusammen setzen, der ich bin.

Wer Lust hat mal vorbei zu schauen, der kann gerne ein wenig in meinen Costa-Rica-Abenteuern unter www.12gradnord.wordpress.com stöbern.
Abbonieren ohne nervige Werbung geht natürlich auch 😉

Abschied unter Tränen

Der heutige letzte Tag in Leutkirch war ein Tag des Abschieds. Eine Generation der Ältesten ist nun mit der Schule fertig und startet in einen neuen Lebensabschnitt. Bemerkenswert ist, dass heute eine Generation verabschiedet wurde, die den Chor seit der Kinderchorzeit gemeinsam gestaltet und geprägt hat. Eine Gruppe, welche, solange sich die meisten erinnern können, im Chor dabei war, Führungsstimmen stellte und viele Aufgaben im Choralltag übernahm. Frau Fischer fand für jeden liebe Worte und Wünsche für das Kommende. Klar, dass so ein Abschied nicht ohne Emotionen bleibt. Freundschaften sind geschlossen, einige gehen ins Ausland, die meisten in eine neue Stadt und die Entfernungen werden allgemein größer. So wundert es kaum, dass die eine oder andere Träne floss. Aber letztendlich konnten wir auch auf eine wunderschöne Zeit zurück blicken und danken Helena Langer, Emily Samaan, Jonathan Münzel, Richard Krause, Götz Böhm, Josefa Hauch, Max Hertel, Johanna Holzhauer, Hannah Kretschmar und Robert Vent für die schönen Momente und Erinnerungen.

 

Heimspiel Konzert in St. Martin

Das heutige Konzert war so zu sagen ein Heimspiel, denn wir sangen in der Leutkircher St. Martins Kirche. Aus dem Publikum lächelten uns bekannte Gesichter zu, ob Eltern, Daheimgebliebene, Mitarbeiter des Regina Pacis oder Große Vorsitzende, alle waren vertreten. So unterstützt war es kein Wunder, dass die höhen Töne da gleich viel leichter gingen. Außerdem war die Kirche weniger kraftraubend überakustisch, sondern trug uns stetig durch das Konzert. Egal ob gregorianische Gesänge, Madrigal, Jazzstandard oder ABBA, eben die Highlights aus der großen Vielfalt unseresTournee-Repertoires.

Begeistert haben wir mit unserer Musik den Mitarbeitern des Regina Pacis für das paradiesische Heim gedankt. Doch neben der Freude, die uns das Singen bereitete, schwang natürlich auch immer ein wenig Sentimentalität mit, denn ein letztes Konzert in der Ferne bedeutet ja nun mal Abschied von einer wunderbaren Tournee. Doch glücklicher Weise gibt es morgen ja auch nochmal ein Konzert für alle Daheimgeliebenen in Erfurt. Also kommet in Scharen!

Glocken zwischen Himmel und Erde Konzert in Kaufbeuren

In der uns teilweise bereits bekannten Kaufbeurener Kirche St. Martin konzertierten heute frische und unverbrauchte Stimmen der Chorakademie.

Wir begeisterten das Publikum mit Motetten aus Renaissance und Frühklassik, Spirituals, geistlicher Musik und Volksliedern – quer durch 500 Jahre Chormusik.

Heutiger Überraschungsgast: Das Glockengeläut der Stadt Leutkirch, das den Kinderchor zu „Hotaru koi“ improvisierend begleitete und die Stimmung des Werks für weitere sechs Minuten ausklingen ließ.

Rutter meets ABBA: Wie Genreverschmelzung durch gekonnt platzierte Introkunst gelingt zeigte unser Meister der Tasten Christopher Peyerl. Nanny Helene Wagner und Jonathan Münzel führten mit informativen und verschmitzten Ansagen durch das Programm.

In nochmals gereifter Version – er hat heute Geburtstag – intonierte Robert Vent das Solo zu „Baba Yetu“.

Ein Konzert, das nicht nur in der Kirche lange nachhallte, sondern auch im Publikum und unseren Herzen bleibt, womit wir nun in die letzten Konzerte gehen.

Der Gemeinschaftsblog der Chorakademie Erfurt und der schola cantorum weimar.