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Alte Häuser und ein „f“

Ein Pfahl ist laut Duden ein „langes rundes oder kantiges Bauteil aus Holz, Stahl oder Beton, das meist an einem Ende zugespitzt ist“. Ein Pahl steht zwar nicht im Duden, ist aber gleich zweimal im Chor vertreten. Dementsprechend besuchten wir heute das Pahlbautenmuseum in Unteruhldingen, auch wenn sich in unseren Plan wohl ein „f“ zu viel eingeschlichen hatte. Woher das wohl kommt?

Am flachen Ufer des Bodensees in Unteruhldingen stehen gut zehn Häuser, gebaut aus alten Baumstämmen. In ihnen können Besucher die Lebensweise von Pfahlbauern aus der Stein- und Bronzezeit bestaunen. Die Häuser stehen, wie der Name sagt, auf Pfählen im flachen Wasser des Bodensees und beinhalten Tierfelle, Töpfereien, ausgestopfte Tiere und realistisch dargestellte Menschen. Diese Darstellungen beinhalteten unter anderem schlagende Eltern und verängstigte Kinder, wodurch wir uns gut in das Alltagsleben der Pfahlbautenbewohner hineinversetzen konnten. Einzig und allein die vielen Plastikschilder rissen uns wieder aus den Phantasien.

In kleinen Gruppen durchstreiften wir das Gelände und schauten uns je nach Vorliebe Objekte, Filme und Vorträge an. Andere setzten sich in die Sonne ans Ufer des Bodensees und genossen ihr Lunchpaket.

Ein ausgiebigeres Essen gab es dann am Abend im Augustinum in Meersburg, wo wir eingeladen wurden, ein Konzert zu geben. Nach diesem freundlichen Empfang hatten wir noch die Möglichkeit, uns die tolle Lage der Seniorenresidenz anzuschauen: am Weinberg mit Blick auf den Bodensee. Unser Konzert sollte dann unter Platanen und mit Blick auf den See stattfinden, beides natürlich nur für das Publikum.

Um für den Zuschauer ein schönes Bild zu erschaffen, musste der Chor nun mal mit dem Rücken zur Kulisse stehen. Doch selbstverständlich konnten wir von dem ganzen Spektakel sowieso nichts wahrnehmen, denn so sehr klebten unsere Blicke an Frau Fischers Händen. Und so konnten wir uns nur vorstellen, wie die mächtigen Platanen über uns in den blauen Himmel ragten, die Sonne langsam unterging und vielleicht sogar ein Zeppelin über dem Bodensee zu sehen war. Die Platanen schützen uns vor der knallenden Hitze des Tages, hinter uns thronten die schroffen Bergspitzen über das glatte Wasser des Bodensees.

Erst beim Abgang kamen uns leise Zweifel an unserem schönen Bild. So gab es auf einmal nur noch eine Treppe und auch das Klavier klang, wenn man es sich recht überlegte, so gar nicht nach dem Keyboard, welches wir draußen aufgebaut hatten. Auch der fehlende Wind machte uns skeptisch und so erfuhren wir schließlich, was wir schon vermutet hatten: mitten im Konzert sind wir wohl wetterbedingt in den Saal gewechselt.

Das schweigende Klavier

Der heutige Tag begann ganz normal mit engelsgleichem Gesang des Weckteams, welcher etwas murrend kommentiert wurde, weil es angeblich zu früh gewesen wäre. Einige Sänger stellten sich sogar noch einen Wecker, um noch einmal ein paar Minuten Schlaf rauszuholen.

Tja, unser Chor hält nichts mehr aus.

Nach einem ausgiebigen Frühstück, in dem nach zwei Minuten die Nutella verdampfte, starteten wir mit einem noch nie da gewesenen, spektakulären Morgenkreis. Konzerte wurden besprochen, Belehrungen gehalten, Kichern versteckt, ein Tagesrückblick des gestrigen Tages und vieles mehr, was sie aber nie erfahren werden.

Eine Busfahrt war der nächste Punkt des Tagesplans und diese führte uns zu den Scheidegger Wasserfällen. Diese wurden von einem mystischen Wald umgeben, in dem zugleich ein kleiner Märchenwald versteckt war.

Mitten im Wald stand zwischen den Bäumen ein Klavier. Der Lack war schon abgeblättert, der Rost zerfraß die Klaviersaiten und das Holz zerfiel an vielen Ecken schon. Doch wenn man die Saiten per Hand erklingen ließ, da kam ein zarter aber schiefer klang, der langsam den Wald erklingen ließ.

Ein Albtraum für jeden Pianisten.

Am Ende des Ausfluges lief der eine Teil der Gruppe zur Kirche und der andere fuhr mit dem Bus.

Wir Wanderer wanderten über Felder, Dörfer und Wälder und erreichten unserer Ziel nach einer guten halben Stunde.

Als dann jeder schlussendlich angekommen war, bereiteten wir uns auf unser Konzert vor. Musik erklang, Hochdeutsch und andere Fremdsprachen durchfluteten die Kirche und wir mitten drin.

Auf dem Wasser zu singen

Bregenz. Seit ein paar Stunden schon ziehen sich die Wolken langsam, aber stetig, über der Seebühne zusammen. Man merkt an vorbeiziehenden Passanten deutlich, dass sich die Spannung bald entladen muss. Doch wie an jedem dieser Tage, in der sommerlichen Festspielstadt, tut sie das ohnehin jeden Abend, Punkt 21:15 Uhr. Das Publikum bis an die Nerven gespannt. Schließlich verbindet jeder Einzelne ganz besondere Erinnerungen mit dieser phänomenalen Musik und fragt sich nun, das Regencape unterm Sitz verstauend, ob auch diese Produktion den Anforderungen gerecht werden kann.

Der erste Streichereinsatz, ein kräftiges c-Moll, gespielt von den Wiener
Symphonikern. Für MusikliebhaberInnen die entrückendste aller Tonarten. So far, so good. Als dann aber auch noch der gefeierte Tenor Lukasz Zaleski einsetzt, atmet die Chorakademie erleichtert auf. Das würde ein gelungener Abend werden. Da war es auch zu verzeihen, dass sie heute Abend kein Konzert würden singen dürfen.
In den nächsten Stunden durchleben unsere SängerInnen eine Vielfalt an
Emotionen. Alles ist dabei. Als dann in der Schlussszene das musikalische
Schluchzen der Madame Butterfly zu hören ist, können Jonathan und Georg nicht mehr an sich halten. Ein Beben geht durch die ZuhörerInnen, schwingt über das Wasser hinweg und verklingt in sachten Wellen im schwarzen See.

Nach der Vorstellung erwischen wir glücklicherweise Thalia, eine unserer engagiertesten ChorsängerInnen. Wir konnten sie zu einem kurzen Statement bewegen.

Wir: „Thalia, wie hat dir der Abend gefallen?“
Thalia: (Sprachlos.)
Wir: „Na gut, das sagt ja eigentlich schon alles.
Und wie ist deine Meinung zum Bühnenbild?“
Thalia: „Ähm… Ich finde es sah ein bisschen aus wie eine große
Lasagne.“
Wir: „Und wie hat dir denn die Musik gefallen, liebe Thalia?“
Thalia: „Nun ja… (Denkt kurz nach.) Wesentlich für das Werk ist ja der Gegensatz zwischen dem westlichen und dem fernöstlichen Lebensstil, den Puccini von Anfang an auch musikalisch ausdrückt. Die Oper beginnt mit einer Fuge, in der Puccini ein exotisches musikalisches Thema auf typisch westliche Weise verarbeitet. Und später erklingt sogar „The Star Spangled Banner“, ein Stück, dass die Vereinigten Staaten von Amerika ab 1931 ihre Nationalhymne nennen dürfen. Was viele nicht wissen: Bei der Urauführung am 17. Februar 1904, hatte die Melodie diesen Status noch nicht inne. (An dieser Stelle kichert Thalia vergnügt.) Puccini bemühte sich meines Wissens intensiv, eine glaubhafte „japanische Färbung“ zu erreichen. So erkannte ich mannigfaltige östliche Volksweisen und auch die japanischen Nationalhymne „Kimi Ga Yo“ glaube ich herausgehört zu haben. Besonders beeindruckt hat mich Puccinis Einsatz von ungewöhnlichen Klangfarben, die er mit Instrumenten wie Tamtam, japanischer Schellentrommeln oder Röhrenglocken erzielt. Ich meine sogar ein japanisches Klaviaturglockenspiel herausgehört zu haben. Da würde ich nach einmaligem Hören aber nicht meine Hand für ins Feuer legen. Auch verwendet er Pentatonische und Bass Ostinati, leere Quinten,
Ganztonfolgen und übermäßige Dreiklänge, sodass der Klang eine gewisse Prise Exotik erhält. Darauf muss man erst mal kommen.
(Thalia blickt verzaubert in die Ferne, fängt sich aber glücklicherweise schnell wieder.) Zu der Besetzung kann ich nur sagen: großes Kompliment an die Sopranistin Elena Guseva. Da habe ich auch schon Einige in der Titelpartie gehört, die für das Finale im dritten Akt etwas zu schwach auf der Brust waren.“

Soweit Thalias Einschätzung. Die beiden Autorinnen danken ihr herzlich und hoffen darauf in Zukunft noch Großes von ihr hören zu dürfen.

Ein ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende entgegen. Im Bus summt der Chor in friedvollem Einvernehmen noch einmal den Summchor aus dem 2. Aufzug.

„Puccini bleibt einem einfach im Kopf kleben.“

Alexander v. E.

Muh-sikalische Leitern in den Himmel

oder Die herdenartige Versammlung zwischen Baumkronen

Laut einer Augenzeugin (beziehungsweise eher einer Ohrenzeugin) war das heutige Wecksingen zwar eher einschläfernd als ermunternd, dennoch erschienen alle mehr oder weniger pünktlich beim Frühstück.

Ohne anstehendes Konzert war der heutige Vormittag recht locker, da nur wenige Korrekturproben der einzelnen Chorgruppen anstanden. Besonders entspannt lebte es sich heute als Männerstimme, die im Konzert wohl bereits zufriedenstellend gesungen hatten. Doch auch für die anderen waren die Proben nicht zu fordernd und so gingen nach dem Mittag alle kraftvoll zum Bus.

Und Kraft konnten wir brauchen, denn die Fahrt ging nach Bad Waldsee, wo ein Hochseilgarten sehnsuchtsvoll unser Erscheinen erwartete. Die gesamte Muskulatur wurde stark gefordert und bald war man von blauen Flecken und Schrammen übersäht. Die ganz Mutigen ließen sich meterweit ins Leere fallen, nur um kurz vor dem Boden einem Aufprall knapp entkommen zu können, während einige noch kleine Stupser in die richtige Richtung – aus dem Nest- brauchten. Die vielfältigen Parcours boten Abenteuer für Kletterlustige eines jeden Levels.

Ein unvergesslicher Tag neigte sich dem Ende zu, als wir mit müden Knochen Leutkirch erreichten. Für diejenigen, für welche die Strapazen des Tages noch nicht genug waren, wurden noch fröhliche oder auch dystopische Tänze eingeschoben. Andere wiederum versuchten sich im Waldschach als rennende, Fahnen jagende Waldschrate oder kamen mit Stimmbildungs-Uno zur Ruhe.

Der Tagesabschluss verlief unruhig wie gewohnt, einige kamen aufgrund ihrer leidenschaftlichen Duschaktionen mit Verspätung, beinahe wie die Deutsche Bahn. Bei „Sakura“ hatte der Frauenchor gelernt auf den Luftzug aufzusteigen, aber das hat sich wohl nicht bis zu den Männerstimmen durchgesprochen. Vielleicht wäre doch noch eine Probe angebracht, schließlich schaffen es sogar die ganz Kleinen schon pünktlich auf den „Gospel Train“.

Gute Nacht, nun wird die Kammer zugemacht😊

Unser Besuch in der Pinakothek der Moderne

Nach dem Ausladen des Gepäcks, machte sich eine der Gruppen auf und lief zunächst durch den Großstadtdschungel Münchens zur nächsten U-Bahnstation. Endlich kam das Fahrzeug wie eine Raupe aus seinem Tunnel gekrochen. Die Sänger stiegen ein und wurden von der U-Bahn zwei Stationen weiter in der Innenstadt wieder ausgespuckt. Entlang einer Prachtstraße und einiger Gassen und Gässchen erreichten sie schließlich ihr Ziel: die Pinakothek der Moderne.

Das Gebäude beeindruckte mit seiner kantigen Beton-Glas-Optik und seiner Rotunde, dem großen, Licht durchfluteten Foyer mit einer großen, runden Scheibe, die sich zwischen den Wänden aufspannte. Nach dem sie ihr gelbes Eintritts-Armband erhalten hatten, zogen die Sänger von hier aus los und erkundeten das Museum. Die Ausstellungsstücke reichten von Autos, Motorrädern und Mobiliar aus verschiedenen Zeitepochen über Roboter die zeichnen konnten bis hin zu einer Ausstellung über die Architektur des Olympiastadions. Das Museum war so groß und weitläufig dass man sich darin verlaufen konnte, was auch geschah, und die Zeit war sehr knapp bemessen um sich alles anzusehen. Als auch der letzte Wunsch in Museumsshop erfüllt worden war, ging es zurück zum Treffpunkt an der Kirche. Alles in Allem war es interessant und entspannend die verschieden Exponate aus verschiedenen Zeitepochen zu bestaunen, so konnen wir ruhig und fokusiert das anschließende Konzert singen.