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Zwischen Kommerz und Kunst

Guten Morgen Berlin! Am zweiten Tag des Jahres hat sich die Hauptstadt wieder von ihrer besten Seite gezeigt, um Menschen verschiedene Indoor-Aktivitäten schmackhaft zu machen. Es schüttete wie aus Eimern. Durch Pfützen laufend und mit der U-Bahn fahrend, gelangten wir zum Kurfürstendamm. Die alte Prachtstraße West-Berlins empfing uns nasskalt, aber immerhin leuchtete der Weihnachtsmarkt vom Breitscheidplatz zu uns hinüber und spendete Licht und Zuversicht in grauer Zeit. Nach ein paar Worten zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche standen wir plötzlich schon vor unserem Ziel. Dem Tempel des Konsums, dem Geldbeutel-Erleichterer der nächsten Stunden, dem KaDeWe, besser bekannt als Kaufhaus des Westens.

In kleinen Gruppen strömten wir aus, entdeckten innerhalb des Kaufhauses kleine Boutiquen mit wirklich teuren Dingen darin. Goldfarbene Kleider, die preislich dem von Goldbarren in nichts nachstanden oder mit Brillanten versehene wirklich kleine Handtaschen, die das Monatsgehalt eines Angestellten im mittleren Dienst kosteten. Es gab Unterwäsche, die gefühlt nur aus Schmuck bestand und festlich gedeckte Silvestertafeln, die samt Geschirr und Mobiliar verkauft wurden und an denen sich herrlich verweilen ließ.

Für einige war die Spielzeugabteilung das absolute Highlight. Zwischen Iron Man, Lord Voldemort, Harry Potter und Newt Scamander türmten sich Funko-Pops aller Art und viele waren sogar preislich gerade heruntergesetzt. Da hieß es nicht lange überlegen, sondern ins Regal greifen und auf zur Kasse!
Andere ließen es sich eher kulinarisch gut gehen und gaben ihr Taschengeld in der Food-Abteilung mit dem größten Feinkost-Angebot der Stadt zu extra feinen Preisen aus. Für alle war etwas dabei und seien es nur besonders skurrile Brillen zum Ausprobieren.

Um kurz nach 13 Uhr ging es gut abgezählt wieder in die Katakomben Berlins und mit der U-Bahn zurück zur Gäste-Etage, wo Felix und Paul schon mit extra viel Nudelsuppe und Salat auf uns warteten.

Gut gestärkt, trocken und teilweise wirklich edel eingekleidet ging es ein paar Minuten vor 16 Uhr wieder hinaus ins nasskalte Berlin. Die Deutsche Staatsoper unter den Linden wartete auf uns. Mit gemischten Gefühlen (Wie würde es da sein? WAS? Die Oper geht 4,5 Stunden!? Wir dürfen kein Essen mit in die Oper nehmen? Verstehen wir das überhaupt, wenn die nur singen?) betraten wir das prächtige, klassizistische, schlossartige Gebäude, einen wahren Tempel der schönen Künste in Berlin. Auf dem Programm und übergroß auf dem Vorhang stand der Titel der heutigen Oper zu lesen: „Der Rosenkavalier“, eine Komödie mit Musik von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal.

Es ging lustig los und schnell drunter und drüber im Schlafzimmer der Feldmarschallin, die nicht nur ihren Liebhaber vor nervigem Verwandtenbesuch verstecken musste, sondern auch allerhand Besuch von bittstellenden Leuten, Unterhaltungskünstlern und Modespezialistinnen bekam. Überall passierte etwas und lustigerweise fühlten sich auch ein paar Bühnenarbeiter von der Musik so angezogen, dass sie einfach auf die Bühne traten, um kurz dem Gesang zu lauschen. Auch wenn das natürlich mitinszeniert war.

Zwei Pausen und zwei Akte später haben sich alle Verwechslungen und Verwicklungen aufgelöst. Die Silberrose wure übergeben, bei der Zeremonie verliebten sich Brautwerber Octavian und die zukünftige Braut Sophie. Anschließend endete alles nach etwas Dramatik mehr oder weniger in Wohlgefallen. Die Alten traten etwas unfreiwillig zurück von Liebes- und Lebensglück damit die Jungen ihre eigenen Erfahrungen mit der Gefühlswelt machen können.

Einen kurzen Schreckmoment gab es vor dem dritten Akt, als jemand von der Abendspielleitung vor das Publikum trat und mitteilte, dass der Darsteller des Barons Ochs auf Lerchenau stimmlich angeschlangen war. Dennoch spielte Günther Groissböck seine Rolle bavourös zu Ende.

Am Dirigentenpult stand mit Joana Mallwitz übrigens eine alte Bekannte der Chorakademie Erfurt. Sie hatte schon viele Stücke am Theater Erfurt dirigiert und ließ auch die schwierige Partitur des „Rosenkavaliers“ beschwingt und traumhaft aus dem Orchestergraben erklingen.

Das Publikum spendete anschließend sehr viel Applaus und auch unsere Chorgemeinschaft war begeistert und gab eindeutige Daumen hoch für die Inszenierung.

Putzen, putzen und ein bisschen singen

Morgens weckten uns neben den üblichen müden Schallwellen überraschenderweise auch muntere Wellen – Licht, Sonnenlicht. Denn nach der kurzen, oder für einige auch sehr kurzen, Nacht wurde uns ein etwas späteres Aufstehen gegönnt. Allgemein war der Tagesablauf ungewohnt ruhig. Zunächst musste der Saal von den Spätfolgen der nächtlichen Feierlichkeiten erlöst werden. Leider wurde auch das Kunstwerk vom zentrischen Müllberg Opfer der Aufräumarbeiten.

Als alles wieder blitzte und funkelte probten wir, damit auch die schiefen Töne dem Putzeifer erlagen. Zur Erleichterung Frau Fischers liefen die Stimmen dank intensivem Einsingen erstaunlich gut. Und das, obwohl einige Singende ihre Stimmen zur nächtlichen Feier nicht unbedingt schonend verwendet hatten.
Auf die Probe folgte, wer hätte es gedacht, eine ganze Stunde lang Erholungszeit. Vielleicht waren unsere Gesichter doch nicht ganz munter… Je nach eingeteilten Diensten und sonstiger Aufgaben wich die Pause allerdings dem Abwasch, dem Chortagebuch und was sonst noch alles zu tun war.

Frisch erholt ging es ZU FUß los, nach Pankow war unser Ziel. Eine volle halbe Stunde haben wir nach der alten Pfarrkirche gespürt, aber im Gegensatz zu Bolle natürlich bestens orientiert dank philippischer Herdenhütkünste. Leider war die Kirche kalt und die Bühne eng, dafür gab es warme Vorräume in denen wir unser Lunchpaket entspannt genießen konnten.


Bis zum Konzert leisteten die Heizungen jedoch gründlich ihren Dienst. Ähnlich warm wie die Heizungen waren die Herzen des Publikums, die das Konzert größtenteils sehr begeistert aufnahmen.
Der Sektempfang fiel für den Chor ‚unerwartet‘ wenig alkoholisch aus, dafür begrüßten uns bekannte Gesichter: Eine ehemalige Chorsängerin bejubelte ihre lebendigen Kindheitserinnerungen, aber nicht nur das. Eine bekannte Politikerin hat unsere Orangensaftgläser ausgewaschen…

Den Rückweg durften wir trotz wanderlustigen Philippis mit technischer Unterstützung in Form von Straßenbahn und Bus antreten. Nach wie üblich schmackhaftem Abendbrot wurde noch ein wenig getanzt und schon geht der erste Tag des Jahres dem Ende entgegen.

Kommt singt und klingt, kommt pfeift und bombt – Chor gegen Böllerlärm


Sonne leuchte mir ins Herz hinein, Wind verweh‘ mir Sorgen und Beschwerden… Sonderlich sonnig war es heute nicht, auch der Wind blies nur mit winterlich moderater Kraft. Stattdessen tanzten zahlreiche glitzernde Sterne um uns herum. Um uns diesen besorgniserregenden Berliner Geschossen nicht übermäßig auszusetzen, verbrachten wir den Vormittag sicher verwahrt im Probenraum. Frau Fischer forderte uns mit musikpädagogischen Intervallübungen heraus, damit sich der Sopran im Konzert zumindest ein bisschen von fiependen Silvesterböllern unterscheiden ließe.

Kurz sollten wir noch den Zustand des Tanzbodens mit fliegenden Füßen begutachten, damit abends möglichst wenig verletzte Füße entstehen würden. Ein paar fleißige Hände schmückten den Saal glitzernd festlich und schon ging es auf in Richtung letztes Konzert des Jahres 2023.
Nach einigen Stationen S-Bahn fuhren wir mit der Straßenbahn in die Freiheit aka Stadtkirche Köpenick. In dem heiligen Gewölbe angekommen stellten wir fest, dass sich meterhohe Weihnachtsbäume trotz chronischem Tenormangel nur unzureichend als Unterstützung der letzten Reihe eignen. Wir entschieden uns stattdessen für die Orgel, die die Männerstimmen nach kurzem Umbau liebevoll in ihre Mitte nahmen.

Dank Gottesdienst wurden wir nach sehr experimenteller Stellprobe tatsächlich in die Freiheit entlassen- eine Stunde Auslauf für die Horde Singender. Viel frische Luft gab es allerdings für die wenigsten von uns. Der Regen und die nahende Dunkelheit drängten den Chor in die wenigen geöffneten Cafés und Restaurants der Stadt und ließen die Bedienungen unerwartete Jahresendzeitgeschäfte machen.

Auch wenn uns aufgrund unserer engelsgleichen Position nur etwa die Hälfte des Publikums tatsächlich sehen konnte, waren die Besuchenden recht angetan von den zwei „evangelischen“ Chören Skola Cantorum Weimar und Chorakademie Erfurt. Aber der lauteste Jubel kam von unseren zahlreichen Zuhörenden außerhalb der Kirche: Ständig pfiffen, jubelten sie, obwohl sie wohl noch weniger sehen konnten als die Lauschenden der unteren Reihen. Konnten sie überhaupt etwas hören? Streng genommen war der Lärm unserer Fans in ganz Berlin gar etwas unverschämt. Aber so sehr wie heute wurden wir noch nie angefeuert. Und so hat es uns doch die Herzen erwärmt. Schade nur, dass die Kirche wohl nicht nur zu klein für den Chor, sondern auch noch viel zu klein für unser begeistertes Publikum war…

Was sonst noch so passiert ist: Die zwei Hornochsen

In welcher Zukunft will ich leben?

Früh am morgen wurden wir vom Weckteam mit Schwanen-Singsang geweckt.
Nun hieß es: Frühstücken und Lunchpakete schmieren, denn dass Mittagessen sollte heute für uns unterwegs stattfinden.
In der Probeneinheit wurden die Stücke noch mal mit Fischer-Blick inspiziert bis wir alles für das anstehende Konzert vorbereitet hatten. So begaben wir uns endlich auf den Weg ins Futurium.

Auf dem Weg dort hin, ging es durch den großen, großen Hauptbahnhof Berlins und wie immer galt: „Folgt Stefan Philippi!“
Angekommen im Futurium durfte sich jeder selbst die Frage stellen: „Wie sieht meine Zukunft aus?“
Das interaktive Museum zeigte verschiedene Zukunftsvorstellungen und -ausblicke auf. So kann die eine gefüllt mit Umweltschutz sein und eine andere mit hoch technologischem Einfluss, oder auch beide kombiniert. Zwei angeregte Stunden zum Erleben, Entdecken und Diskutieren.

Ein Lunchpaket unterwegs und schon fuhren wir zu unserem heutigen, geheizten Konzertort. Es folgte die Stellprobe und anschließend ein liebevolles Festmahl im Gemeindehaus.
Die Erlöserkirche in Berlin-Lichtenberg war rappel voll und hatte einen wunderschönen Klang. Sogar einige bekannte Gesichter ließen sich in den Reihen erkennen. Und schon hieß es leider wieder zusammenpacken und zurück in die Gästeetage.

21 Uhr begann die Ausgabe der Berliner Spezialität: Döner!!!
Gut gestärkt beendeten wir unseren Tag mit einem Rückblick auf das gelungene Konzert und sangen unseren altbekannten Abend-Kanon.
Der Tag hat sich geneigt, also bis morgen.

Die verschlingenden Wellen der Großstadt

In die dunklen Wellen der Stadt haben wir uns heute gestürzt. Haie mit Scheinwerfer als Augen, Goldfische mit billigen Sneakern und Algen mit Buzzcut und Schnurrbart. Tausende glitzernde Hacken trieben um uns herum, Schuhe, Jacken und wunderbare Bücher verlockten uns, den Strom des Chores zu verlassen. Doch wir blieben dem Chor treu und liefen stur gerade aus. Wir trafen auf die Überreste einer alten Sandbank, welche vor 34 Jahren durch einen Weststrom niedergerissen wurde. Doch zog uns die Neugier in die Mitte des Riffs.

Gleichwohl genug mit der Wassermetapher, obwohl einige wahrlich wie Goldfische drein blickten. An jeder Ecke Berlins versteckt sich eine Geschichte, ob es eine kleine Pflanze mit dem Erbgut von Marlene Dietrichs Birke ist, ein kleines Café mit dem besten Tee Berlins oder die alten Gleise auf denen die ersten Lokomotiven fuhren, sie umgeben uns überall.

Doch das Hauptthema unseres kleinen Streifzuges war die dramatische Geschichte der Berliner Entstehung und das Stelenfeld. Auf dem letzteren wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt und herumgeführt, mit jeweils drei famosen Ortskundigen. Mein persönlicher Höhepunkt war der kleine Vortrag über den Architekten des Stelenfeldes, weil er verschiedenen Interpretationen seines Werkes gegenüber offen ist.

Aber unter dem Stehlenfelde versteckte sich, hinter einer Sicherheitssperre, ein kleines Dokumentationszentrum. Die Schriften an den Wänden erzählten die vielen Geschichten von den Ermordeten des Holocausts.

Wir verblieben dort eine bedrückende Stunde und gingen dann mit einem Geist voller Geschichten, müden Füßen und frierenden Körpern zurück in unser wohlbekanntes Gasthaus.

Raus aus dem Weihnachtstrubel

An alle die aus nah und fern schon lange auf ein neuerliches Klangerlebnis der Chorakademie freuen und sich noch dazu vom Déjà-vu-Erlebnis „Weihnachtstrubel“ durch Engelsklänge erholen wollen, hier die Termine unserer diesjährigen Adventskonzerte.
Wir freuen uns auf euer zahlreiches Kommen!

Das Konzert der Nachwuchs-, Kinder- und Jugendchöre am Samstag den 16. 12. 17 um 17.00 Uhr in der Reglerkirche
Kirche ist nur ein wenig geheizt, Wolldecken und Daunenjacken können also gerne mitgebracht werden.

Das Konzert der Spatzen-, Nachwuchs- und Jugendchöre am Sonntag den 17.12.17 um 16 Uhr in der St. Wigberti-Kirche
Hier sind die Wolldecken, Daunenjacken, eventuell auch Wärmflaschen und Salbeitee, in alter Chortradition, wärmstens zu empfehlen, denn die Kirche ist leider ungeheizt, aber wir hoffen ihr kommt trotzdem, denn wir singen auch im Kalten mit Freuden für euch.

Vor, hinter, seit rück Die diesjährige Weihnachtfeier

Nachdem am Samstag das große Adventskonzert des Kinder und Jugendchores vorüber war, ging es in die Musikschule um zu feiern, zumindest für den großen Teil der Singenden und ihren Anhängseln. Der andere Teil schleppte Scheinwerfer hin und her…
Als diese dann auch endlich in der Musikschule ankamen war der Großteil schon fröhlich schwatzend gesättigt. Während man die berühmte Auswahl an Nudelsalaten, Blätterteiggebäck, Hackbällchen und Kuchen genoß, wurden natürlich die Ehemaligen interviewt und der neuste Klatsch und Tratsch ausgetauscht. Als sich die Gesellschaft bereit dafür fühlte, die eben zugenommenen Kallorien auch wieder abzutrainieren, spielte die Musik auf und es wurde ausgiebig getanzt. Sogar die beiden Dokuteamführenden wagten sich mit einer Polka aufs Parkett. Gemeinsam wurden, später am Abend, schweren Herzens, die Katzen-Girlanden, Sternenkränze und Glitzerketten wieder eingepackt.