Archiv der Kategorie: PKJC

Ein Sonntag in Berlin

Der Vormittag des ersten vollständigen Tourneetages bestand recht unspektakulär aus Proben. Dort wo vorher gefrühstückt wurde entstand zwischen Geschirrspüler und Tischkicker etwas Chorsaalähnliches und es wurde knapp drei Stunden am Tourneeprogramm geschliffen.

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Nach einem Mittag aus Chili con und sin carne sollte es losgehen zum Stadtrundgang. In bester Tourneemanier begaben wir uns also als Gruppe auf den Weg durch den Berliner Norden und zur U-Bahnstation. Da eine Berlintournee ohne Schienen-Ersatz-Verkehr aber keine richtige Berlintournee wäre, bereitete uns dieser heute auch wieder Freude und aus dem geplanten Rundgang wurde eine Rundfahrt. Während dieser unterhielten wir uns wie auch unsere Mitreisenden mit einem kurzen Spontankonzert im U-Bahnwagen und bereiteten uns schon einmal auf den nächsten Programmpunkt vor. Uns erwartete nämlich eine märchenhaft bunte Aufführung des Nussknackers in der Deutschen Oper.

Nach der Vorstellung starteten wir einen erneuten, diesmal erfolgreichen Versuch, Teile Berlins zu erkunden. Vom Holocaust-Mahnmal ging es zum Brandenburger Tor und von dort nochmal per Bus zum Alexanderplatz. Auf unseren Fußwegen durch die Stadt konnten wir dabei immer wieder Gebäude bewundern und ausgiebig fotografieren, die im Rahmen des Festival of Lights bunt beleuchtet waren und auf die teilweise beeindruckende Animationen projiziert wurden. Eine für heute letzte U-Bahnfahrt brachte uns schließlich zurück in unsere Unterkunft, wo der wir den Tag in Ruhe ausklingen lassen konnten.

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Großküchenfeeling

In der Gäste-Etage, unserer Unterkunft gibt es kein Essen gestellt, sondern wir verpflegen uns selbst. Aber 74 hungrige Mäuler zu stopfen ist gar nicht so einfach. Da muss fleißig geschnippelt, umgerechnet und in vielen verschiedenen Töpfen gerührt werden, was sich als ganz schöne Herausforderung darstellt, denn es muss ja an alle Fleischesser, Vegtarier, Veganer und Menschen mit kompliziert benamsten Essgewohnheiten gedacht werden. Auch ist so einen Riesentopf umzurühren ein ziemlich Kraftakt. Doch durch viele kleine Heinzelmännchen unter fachkundiger Anleitung von Frau Philippi und Lydia, konnten sich die Probenden, die durch den Geruch angelockt wurden, mit Chili sin/con Carne stärken, ob scharf oder unscharf.

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Probe und Kürbissuppe

Nach unserer Zugabe haben wir die Kirche verlassen und einen großen frierenden blau-roten Menschenauflauf gebildet, bevor wir wieder in das Gemeindehaus gewatschelt sind. Dort haben wir uns umgezogen und Chormappen versteigert. Dann sind wir im Gänsemarsch zum Bus gegangen und haben die letzten eineinhalb Stunden Berlin gesucht.

Danach liefen wir zu unserer Unterkunft. Da sie im vierten Stock liegt hat sich unten vor dem Lastenaufzug eine Schlange gebildet – auch wenn dieser ewig brauchte, bevor er entschieden hat dass er nicht funktionieren will. Deswegen sind wir Treppen gestiegen und haben einen Kofferflickenteppich gebastelt.

Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten und Decken und Bezüge bekamen, haben wir uns zum Essen getroffen. Es gab eine leckere Kürbissuppe von unserem Kochteam, die man vegetarisch, vegan oder mit Wurst essen konnte.

Zuletzt hatten wir unsere erste „Probe“ der Tournee, in der wir das Lied „Der Mond ist aufgegangen“ übten, bevor wir uns langsam auf den Weg in die Betten machen.

Das fahrende Volk

Die  schola mit dem PKJC als Gastchor begab sich heute nun endlich wirklich auf Tour. Auf der Fahrt, mit dem nicht ganz in die Reifenspuren seines Vorgängers passenden Mobby-Dick-Nachfolgers, wurde noch fleißig am Programm geputzt um sich für das neue Glockenjoch auch so richtig ins Zeug zu legen. Das fahrende Volk aus Weimar und Erfurt machte seine erste Station nämlich in der Spargelstadt Beelitz um ein Benefizkonzert zu singen. Vom Spargel sahen wir nichts, dafür wurden wir mit einem leckeren Schokokuchen-Kokoskuchen-Apfelkuchen-Käsekuchen-Donauwelle-Kartoffel-Kräuterquark-Käsestullen-Wurststullen-Spinatkuchen-Nudelsalat-Buffet herzlich empfangen. Aber als alle Kleidersäcke abgestellt waren, begannen selbige, nach Essen lechzend, erstmal mit der Stellprobe. dsc_0033

Dementsprechend waren alle gewillt schnell fertig zu werden. Dann wurde sich endlich gestärkt, sich umgezogen und es ging los.

Ein stimmender klingender Raum Das erste Konzert unserer Berlintournee

Heute um 16:00 Uhr sangen wir unser erstes Konzert in der Stadtpfarrkirche „Sankt Marien und Sankt Nikolai“ zu Beelitz.

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Klanggewaltig und differenziert verzauberten unsere Sängerinnen und Sänger die Konzertbesucher mit unserem vielfältigen Tourneeprogramm „StimmenKlangRaum“ aus geistlicher Chormusik, internationalen Volksliedern, Jazz, Rock und feurigen Madrigalen.

Besonders herzlich wurden wir von der Kirchengemeinde empfangen und aufgenommen. Ein großes Dankeschön sei hier noch einmal allen Helfenden gesagt.

Die Konzerteinnahmen werden zur laufenden Kirchenrestaurierung beitragen und werden dem Glockenjoch zu Gute kommen. Die Kirche hat uns einen wunderbaren Klang geschenkt. Wir hoffen, dass sie auch baulich wieder in vollem Glanz erscheinen wird.

Wir freuen uns auf viele weitere Konzerte und Begegnungen und sind „gut gestimmt“ und eingestimmt auf unsere Zeit in Berlin.

Endspurt Die letzen Proben vor Berlin

Mal wieder verbrachten die Jugendchöre des PKJC und der schola ein Wochenende in Dörnfeld. Neben endlosen Runden Tischtennis, Pausen im Sonnenschein (der Wettergott war das erste mal seit Langem gnädig und bescherte uns zwei Tage voller wunderbarem Spätsommerwetter) und abendlichen Vorleserunden wurde aber selbstverständlich auch hart geprobt.

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Für die Sängerinnen und Sänger der Jugendchöre geht es nämlich schon übermorgen los, auf Herbsttournee nach Berlin. Und das erste Konzert findet nicht wie sonst nach ein zwei Tagen Eingewöhnungsphase, sondern direkt auf dem Hinweg statt. Damit das auch gut läuft, bestanden die Chorproben der letzten beiden Wochen, wie auch das Chorlager aus ganz viel Konzerttraining – der letzte Schliff an der schon länger bekannten Literatur, ein erneutes Töne-klar-Machen bei „den Russen“, dann schnell noch die Choreografie zum hebräischen Friedenslied einstudiert und den bisher ignorierten Schluss von französischen Volksliedern geklärt.
Das alles läuft jetzt und darum kann uns am Samstag nichts mehr aufhalten, wenn wir uns auf den Weg Richtung Bundeshauptstadt machen.

Und nebenbei: mit im Gespäck ist natürlich auch ganz viel Doku-Ausrüstung, um alle Zuhausegebliebenen an unseren Abenteuern teilhaben zu lassen.

Auf Wiedersehen, Tosca Ein Abschied in Bildern

Vier Wochen haben wir jetzt fast jeden Tag auf dem Domplatz verbracht. Wir haben gelacht, getanzt, gesungen, gegessen, Karten gespielt, Mathe, Sozialkunde, Latein-, Russisch-, Japanisch-, Georgisch- und Französischvokabeln gelernt und vor allem auf und neben den Domstufen geprobt und uns schließlich eine Vorstellung nach der anderen in Knaben und später in tote Bischöfe verwandelt.

Gestern sollte diese Zeit nun ein Ende finden. Die Vorbereitung auf die letzte von 15 Vorstellungen begann wie immer: Einsingen, Maske, Soundcheck (der so brilliant wie vorher noch nie verlief) und anschließend Warten auf die bekannten Akkorde aus dem Orchesterzelt, die den Beginn der Vorstellung markieren sollten. Warum diese jedoch gestern knapp 45 Minuten später als üblich erklangen und wie wir unseren für lange Zeit letzten Abend auf dem Domplatz ausklingen ließen, das zeigen die folgenden Bilder.

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Der Himmel hatte sich schön gemacht zur letzten Vorstellung.
Vor Vorstellung und Unwetter: drei Sängerinnen des Tosca-Ehemaligenchors und ein Gastsänger sind wie immer hochmotiviert.
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Im Kindercontainer freuen sich „die Großen“ über Blitze, die den Himmel lila färben und besonders über ihre Unterstellmöglichkeit.
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Aus dem Trockenen lässt sich das Spektakel nämlich besonders gut beobachten und wie vom Dokuteam gelernt medial festhalten.
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Das Unwetter ist vorbei, und unser Auftritt auch…
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…zum Glück hat das San Remo extra auf uns gewartet und alle bekommen ihr wohverdientes und lange erwartetes Abschiedseis.
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Während im Hintergrund Tosca, Scarpia und Cavaradossi noch um ihr Leben singen, ist für uns die Zeit bei den Domstufen erstmal vorbei. Aber eigentlich ist nach der Vorstellung auch immer vor der Vorstellung und die nächste Oper kommt bestimmt!

​Lang, lang ist’s her

Sie haben bestimmt alle schon Kinder in schwarzen Perücken, Totenkopfmasken und blutverschmierten Gewändern auf dem Domplatz gesehen oder zumindest von ihnen gehört. Das sind wir nicht. Der Großteil des Kinderchores verwandelt sich zwar fast jeden Abend bei den Domstufenfestspielen in solche Gestalten, aber ein ganz wichtiger Teil des Chores muss sich nicht umziehen und schminken. Aber ‚Teil des Chores‘ ist vielleicht eine fragwürdige Bezeichnung, denn wir sind die Ehemaligen. Obwohl man uns nicht auf der Bühne sieht, leisten wir wichtige Arbeit indem wir die Sänger durch Mikros hinter den Kulissen musikalisch unterstützen.

Da der Nachschub an singenden Kindern für die Pläne des Theaters nicht ausreichte, schlug Frau Fischer, eher ironisch, vor, ehemalige Sänger zu fragen. Wie man sehen kann, übersah das Theater diese Ironie und ewig währende Loyalität zum PKJC führte dazu, dass unsere kleine Gruppe mal wieder Opernluft schnuppern durfte. Ich glaube, man kann getrost behaupten, dass jeder einzelne von uns diese Lösung begrüßt, denn jeder Abend versetzt uns zurück in die guten alten Hänsel-und-Gretel-Zeiten. Denn wir sitzen zusammen und unterhalten uns über Chorerlebnisse oder wir spielen Karten und genießen das Theatergefühl, was zum Teil auch die Sehnsucht, mal wieder schwarz angemalt zu werden beinhaltet.
Doch da wir keine Kostüme tragen, genießen wir auch die Freiheiten eines über 18 Jährigen, wie die Fähigkeit die Theatergrenzen manchmal zu verlassen und weit weg vom Blick der Chorleiterin gemeinsam ein Eis zu genießen. Natürlich bringen wir immer noch Bestleistungen, wenn wir uns stimmlich in Messdiener verwandeln und mit Opernchorsängerinnen und dem Extrachor musizieren. Alles in allem freuen wir uns, mal wieder zurückzukehren und zu sehen, dass sich die Dinge gar nicht so sehr verändert haben.